Geschichte

Opapa, wie wir Grosskinder ihn liebevoll nannten hat uns glücklicherweise seinen Lebenslauf hinterlassen und hiermit wollen wir unsere Ahnengeschichte auch beginnen:

Geboren wurde Karl am 29. Juni 1913 in St. Gallen, Rorschacherstrasse 65 als ausserehelicher Sohn der Reimann Anna Elise, Dienstmagd von Breslau, Preusen, Tochter des Reimann Arthur und der Franziska geborene Bucher, geboren am 7. Februar 1891 in Davos-Platz.

Laut ärztlichem Zeugnis von Frau Dr. med. Immboden litt er in Folge mangelnder Pflege und Ernährung im ersten Lebensjahr an englischer Krankheit und lernte erst mit 2 Jahren gehen. Im zweiten Lebensjahr kam er zu einer Kostfrau Schenk in Steinebrunn, welche ihn dann aufpäpelte.

Am 15. November 1915 überbrachte Fräulein Bürgi von der Amtsvormundschaft der Stadt St. Gallen den kleinen Karl zu den Pflegeeltern Johann Broder-Giger in Berschis, bei welchen er sehr glückliche Jahre verbringen durfte. Am 8. März 1916 erhielten seine Pflegeeltern den Verzichtschein seiner Mutter.

1920 trat Karl in die erste Klasse ein. Im ersten Religionsunterricht erklärte ihm der Pfarrer, er heisse nicht Broder sondern Reimann, was für den Schüler ein Schlag war, den er nicht mehr vergessen konnte, besonders wenn er nicht gehorsam war und es hiess; "kannst gehen wo her du gekommen bist". Da es üblich war jedem einen Übernamen zu geben, war er von da an der Schwabenkäfer. Am 9. August 1920 wurde er durch Johann Broder adoptiert.

Nach sechs Jahren Primarschule und während zwei Jahren Sekundarschule übte er in den Ferien als Schafhirte.

Nach dem Schulaustritt 1928 arbeitete er als Officebursche und Portier im Hotel Alpina in Tschiertschen. Im November und Dezember war er in einer Garage in Wil tätig, musste aber die Stelle wegen schweren Erkältungen aufgeben.

1929 war er als Hilfsbriefträger in Berschis, bis er anfangs Dezember die Mechanikerlehre bei Gebr. Hartmann, Maschinenfabrik in Flums antrat. Diese dauerte bis Herbst 1933 und wurde mit der Note 1,3 erfolgreich abgeschlossen. Vom September bis Dezember konnte er noch arbeiten, musste dann jedoch wegen Arbeitsmangel die Arbeitsstelle verlassen. Als Ausländer eine Stelle zu erhalten war zur selben Zeit ausgeschlossen.

Nun verbrachte er die Zeit mit Buchhaltungskursen, Baumpflegekurs, Reiswellenhersteller, Holzer, Heuer und als Hilfsarbeiter bei seinem Pflegevater, der Maurermeister war und einen Kleinviehbetrieb hatte. So erlernte er nebenbei den Maurerberuf & Ofenbau, welchen er wegen Zementmangel 1940 wieder aufgeben musste.

1935 heiratete er Hulda Good von Flums und sie übernahmen das Gasthaus Linde in Berschis. Bald waren sie eine glückliche Familie mit 6 Kindern: Manfred 1935, Hansruedi 1936, Marlis 1939, Elvira 1941, Brigitte 1948 und Anita 1951.

1940 trat er wieder in seine Lehrfirma ein und arbeitete in der Werkstatt als Monteur bis er 1944 als Vorarbeiter die Werkstatt mit 30 Arbeitern und Lehrlingen übernehmen musste.

Nach diversen Bemühungen zu einer Einbürgerung, die erfolglos blieben, stellte er ein Gesuch an die Ortsgemeinde Berschis, welch mit einem negativen Stichentscheid durch den Präsidenten endete 33:33.

1943 erhielt er ein Militärisches Aufgebot nach Heilbronn, dem er aber nicht Folge leistete und deshalb Staatenlos wurde und mit ihm auch die ganze Familie. Er musste CHF 3'000.- deponieren und sämtliche Guthaben wurden gesperrt. Demzufolge musste er die Stelle als Vorarbeiter laut Entscheid der Kantonalen Fremdenpolizei, da Refraktär aufgeben.

Ab Anfang Oktober 1945 arbeitete er ca. 1.5 Jahre bei der Firma Looser (Elco) Ölheizungen in Vilters. 1948 eröffnete er ein Schuhgeschäft in Flums, welches er bis 1955 betrieb. 1955 verkaufte er die Linde in Berschis, liquidierte das Schuhgeschäft und übernahm das Hotel Hecht in Bischofszell, welches er bis 1966 betrieb. Ab 1967 bis 1979 war er Vertreter, anfangs bei Obi dann bei Obi-Kriesi in Bischofszell.

Während diesen Jahren erfolgten die Rückbürgerung seiner Frau und erleichterte Einbürgerungen der Kinder, welche heute die Bürgerrechte von Mels und Flums-Grossberg besitzen. Er erhielt einen Heimatschein von Koblenz in Deutschland, wo er bis zuletzt Bürger war.

1955 erhielt er durch Nachforschungen bei seiner Mutter die Adresse seines eigentlichen Vaters. Es war dies Carl Schmid, Kühlmöbel Arbon. Sie nahmen durch Martin Klaus Verbindung auf. Leider war der Vater 1952 gestorben, aber seine Söhne Carl & Heinz, sowie deren Mutter anerkannten ihn als Bruder, was ihn sehr freute und bis heute ein schönes Verhältnis bestanden blieb.

1984 mit 70 Jahren waren sie eine glückliche Familie mit zwei Söhnen, vier Töchtern, fünfzehn Enkeln und drei Urenkeln. Zufriedenheit und Gesundheit trotz erlittenem Herzinfarkt sollten ihnen noch einige Jahre bei solchem Familienzusammenhalt erhalten bleiben.

Bischofszell, 6. Februar 1984                         

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